DTS:X - Alles, was ihr über das 3D-Audioformat wissen müsst (2024)

DTS:X - Alles, was ihr über das 3D-Audioformat wissen müsst (1)

DTS:X ist vielen Heimkino-Fans bereits ein Begriff. Das Konkurrenzformat zu Dolby Atmos liefert fulminanten 3D-Sound für Filme und Serien. Wir klären für euch alle Fragen zum DTS:X 3D-Audioformat.

Dabei möchten wir ergänzen: Im Heimkino gibt es neben dem Platzhirsch Dolby Atmos und dem Zweitplatzierten DTS:X auch noch Auro 3D als 3D-Tonformat. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie ermöglichen objektbasierten Klang. Dies ist etwas, das vor allem beim Mastering bzw. der Abmischung, also in der Produktion, eine Rolle spielt. Letzten Endes können die Toningenieure „Klangobjekte“, z. B. das Rauschen eines Hubschraubers oder den Schuss einer Pistole, freier im Raum verteilen. Sie müssen sich nicht felsenfest auf einen oder mehrere Lautsprecher eines 5.1- oder 7.1-Systems festgelegt werden.

  • Hier geht es zu Soundbars mit DTS:X Unterstützung
  • Hier geht es zu 4K Fernsehern mit DTS:X Unterstützung
  • Hier geht es zu AV-Receivern mit DTS:X Unterstützung

Das kann für dich auch Vorteile bei der Wiedergabe haben. Theoretisch sollte es egal sein, ob ihr z. B. ein 3D-Audio-System im Aufbau 7.1.4 oder 11.2.4, etc. nutzt – dank der objektbasierten Abmischung sollte die Räumlichkeit deines Aufbaus immer voll ausgenutzt werden. Obendrein ermöglichen 3D-Tonformate es im Gegensatz zu ihren Vorgängern wie Dolby TrueHD oder DTS-HD Master Audio, dass auch Klang aus der Höhe kommt. Dies könnt ihr Zuhause entweder durch Deckenlautsprecher oder Upfiring-Lautsprecher realisieren. Letztere sind oft in Premium-Soundbars verbaut. Sie sollen den Klang von der Decke zum Sitzplatz reflektieren.

Wie gut das funktioniert, hängt nicht nur von eurem Zimmer, sondern auch von der jeweiligen Soundbar ab. Letzten Endes sind „echte“ Deckenlautsprecher natürlich der bessere allerdings auch komplexere Weg. Ein weiterer Vorteil von Dolby Atmos und DTS:X: Ihr könnt nicht nur speziell Deckenlautsprecher verwenden, sondern allgemein wesentlich größere Systeme mit mehr Speakern. Damit sprengt ihr also die Begrenzungen von Dolby Digital, DTS und den bereits erwähnten Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio.

Stopp: Was bedeutet eigentlich 5.1.4?

Genau genommen sind aber weder DTS:X noch Dolby Atmos wirklich neue Klangformate. Vielmehr basieren sie noch auf bestehenden Formaten wie im Bereich der Ultra HD Blu-rays auf den verlustfreien DTS-HD Master Audio und Dolby TrueHD. Sie erweitern diese Formate aber eben um die objektbasierten Metadaten. Letztere platzieren die erwähnten Klangobjekte im Raum, damit eure Lautsprecher sie korrekt wiedergeben können – auch wenn ihr Speaker-Set-ups wie 9.1.4 oder ähnliche Systeme verwendet.

Mancher Leser kratzt sich jetzt jedoch vielleicht ratlos am Kopf: Wofür stehen denn diese „Zahlencodes“ wie 5.1.2, 7.1.4 oder auch 9.1.4 überhaupt? Nun, bei einem klassischen Stereo-System gibt es zwei Lautsprecher oder auch Kanäle. Folglich bezeichnet man so ein System auch als 2.0-Aufbau. Fügen wir einen Subwoofer hinzu, entsteht ein 2.1-System. Die erste Ziffer stehrt für die beiden Speaker (links, rechts), die „1“ nach dem Punkt für den Sub. Gehen wir zum Surround-Sound über, könnte sich ein 5.1-System ergeben. Hier stünden fünf „normale“ Lautsprecher (vorne links, vorne rechts, Center, hinten links, hinten rechts) plus ein Subwoofer bereit.

So weit so gut, doch wofür steht dann die Ziffer 2 bei einem 5.1.2-System? Die letzte Zahl markiert die Anzahl der Höhenkanäle bzw. Deckenlautsprecher oder auch Upfiring-Treiber. Bei einem 5.1.2-System hättet ihr also beispielsweise zwei Höhenkanäle für Klang von oben an Bord. Bei einem 9.1.4-System wären es vier Höhenkanäle – gar nicht so kompliziert also.

DTS:X: Mehr Lautsprecher = mehr Immersion

Ein Vorteil von DTS:X gegenüber DTS-Master Audio oder auch Dolby TrueHD: Ihr profitiert auch dann, wenn ihr euer System später aufrüstet. Das Tonformat macht euch also quasi „zukunftssicher“. Im Übrigen gilt dies aber genau so auch für Dolby Atmos. Beispiel: Eine Tonspur, codiert als DTS-HD Master Audio 5.1 spricht exakt einen 5.1-Aufbau an. Nutzt ihr ein 7.1-System bleiben eure seitlichen Speaker folgerichtig stumm – es sei den ihr rechnet den Ton hoch, was nie ganz ideal funktioniert.

Liegt die Tonspur aber als DTS:X vor, dann wurde sie, wie bereits erklärt, objektbasiert abgemischt. Es ist also egal, ob ihr ein 5.1, ein 7.1.2 oder ein 11.1.4-System, verwendet – die Tonspur kann alle Lautsprecher versorgen und ausnutzen. Das macht es nicht nur für die Ingenieure im Tonstudio leichter, verschiedene Konfigurationen zu berücksichtigen, auch für euch ist das ein Vorteil, falls ihr später euer System umbaut. Mit DTS:X könnt ihr sicher sein, dass es optimal ausgenutzt wird.

Dazu wollen wir anmerken, dass manche AV-Receiver und Soundbars auch mit den Techniken DTS Virtual:X oder Dolby Atmos Height Virtualization werben. Das sind im Grunde Software-Tricks, um etwa bei einer nativen 5.1-Tonspur weitere Kanäle zu simulieren und somit auch die Höhenkanäle zu befeuern. Dass die Software hier aber „schätzen“ muss, sind die Ergebnisse je nach Vorlage mal erstaunlich brauchbar und mal eher kurios. Nativer 3D-Sound ist also klar zu bevorzugen.

Warum „hört“ man so wenig von DTS:X?

Grenzen sind allerdings auch DTS:X gesetzt. Diese liegen in der Praxis weniger am Tonformat selbst, sondern an den Herstellern. Wie viele Lautsprecher bzw. Kanäle ihr an einem AVR betreiben könntt, hängt vom jeweiligen Modell ab. Und da kommt natürlich auch der Geldbeutel ins Spiel. Premium-Receiver von Denon, Marantz und Yamaha kosten schnell tausende Euro.

DTS:X unterstützt auf dem Papier maximal 12 Kanäle. Allerdings gibt es dann auch noch DTS:X Pro, was bis zu 32 Kanäle / Lautsprecher im Heimkino ermöglicht. Diese Grenze dürfte kaum jemand außerhalb der oberen Zehntausend sprengen können. Zumal hier eben eher die erwähnten AV-Receiver limitieren. Flaggschiffe von Denon und Marantz etwa belassen es derzeit bei 14 Kanälen.

Warum hört man aber verhältnismäßig von DTS:X, während Dolby Atmos gefühlt in aller Munde zu sein scheint? Dolby hat den Vorteil, deutlich schneller auf den Streaming-Zug aufgesprungen zu sein. Dort kann dann als sogenannte Core (Kern) Dolby Digital+ dienen. Bei Ultra HD Blu-rays ist es im Übrigen als Core DTS-HD Master Audio. Während DTS auf Discs verbreitet ist, setzen erst jetzt erste Streaming-Anbieter wie Disney+ verbunden mit IMAX Enhanced auf DTS:X. Es sind aber deutlich weniger Geräte kompatibel als bei Dolby Atmos. Das Unternehmen hinter DTS, Xperi, scheint zu lange geschlafen zu haben.

DTS:X benötigt immer einen Kern

Ihr habt es herausgelesen: DTS:X benötigt als Basis immer einen Core, da es eben kein eigenständiges Klangformat ist, sondern streng genommen seinen Kern um Metadaten aufstockt. Bei Dolby Atmos verhält es sich genau so. Während auf Discs jeweils die verlustfreien Formate DTS-HD Master Audio und Dolby TrueHD die Cores stellen können, sind es bei Streaming-Anbietern die verlustbehafteten DTS und Dolby Digital+.

Die Vorgehensweise mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, hat aber einen Vorteil: Tonspuren mit DTS:X sind abwärtskompatibel und funktionieren dank ihrer Kerne stets auch auf Anlagen, die DTS bzw. DTS-HD Master Audio beherrschen. Allerdings gilt das nur für Discs, beim Streaming wird es komplizierter, da Xperi verlustbehaftetes DTS:X erst deutlich später ins Format aufgenommen hat.

Deswegen kannst du DTS:X per Streaming nur an Geräten einsetzen, die das sogenannte „Profile 2“ beherrschen. Dies sind normalerweise Geräte, die auch für IMAX Enhanced zertifiziert sind. Aus diesem Grund funktioniert auch Disney+ mit DTS:X aktuell nur an einer Handvoll von Geräten. Es bleibt abzuwarten, ob sich das in Zukunft ändern wird. Das hängt wesentlich davon ab, wie gewillt Xperi ist, die Kampfkasse zu öffnen und Partner zu umgarnen.

Der harte Kampf gegen Dolby Atmos

Auch das Marketing von Dolby stellt sich geschickter an, bzw. wirft mit mehr Geld um sich. So bewerben etwa die Hersteller vieler Soundbars und AV-Receiver aggressiv mit Support von Dolby Atmos, auf DTS:X stößt man häufig erst im Datenblatt. Und abseits von Disney+ unterstützt derzeit kein großer Streaming-Anbieter das 3D-Tonformat von Xperi. Dolby Atmos gibt es hingegen bei sowohl Amazon Prime Video (allerdings nur im werbefreien Tarif), Apple TV+, Disney+, Netflix und mehr.

Auch Ultra HD Blu-rays mit DTS:X kann man im Grunde an einer Hand abzählen, während Dolby Atmos sehr verbreitet ist. Die Ursachen sind wohl vielfältig. Wir spekulieren das liegt daran, dass es wesentlich mehr Kinosäle mit Dolby Atmos gibt. Vermutlich erleichtert das den Studios, ihre Kino-Abmischungen auch im Heimkino in Dolby Atmos statt in DTS:X umzusetzen. Dolby stellte sich auch bei der Vermarktung geschickter an und bewarb von Anfang an aggressiv die zusätzlichen Höhenkanäle als Mehrwert. Xperi gab sich eher technisch und betonte den objektbasierten Charakter des Formats, was viele Laien dann eher verwirrt hat.

Dabei hat DTS:X technische Vorteile gegenüber Dolby Atmos, etwa weil es höhere Bitrates unterstützt. Allerdings kontert Dolby, dass Atmos angeblich effizienter codiert sei. Zu bemerken ist aber, dass viele Studios für Dolby Atmos im Dynamikumfang sehr beschränkte Near-Field-Abmischungen verwenden. Da besteht eine Chance für DTS:X, um zu punkten. Vielleicht schaft man das in Zukunft im Rahmen der IMAX-Enhanced-Inhalte?

DTS:X vs. Dolby Atmos: Was ist besser?

Zwar hat DTS:X auf dem Papier Vorteile, in der Praxis sind sich die Formate DTS:X und Dolby Atmos aber recht ebenbürtig. Das Unternehmen hinter DTS:X, Xperi, hat sich aber lange bei der Vermarktung denkbar ungeschickt angestellt, was zum Siegeszug von Dolby Atmos beigetragen hat. Inzwischen scheint das Kind in den Brunnen gefallen zu sein, denn es gibt wesentlich mehr Content mit Dolby Atmos.

Ob man jetzt noch aufholen kann, indem man DTS:X sozusagen „verdeckt“ als Teil von IMAX Enhanced in die Wohnzimmer schmuggelt, muss die Zeit zeigen. Noch sieht es nicht danach aus, denn die Hardware-Unterstützung für Streams mit dem objektbasierten Format ist noch überschaubar. Für den Kunden ist es grundsätzlich aber immer zu begrüßen, wenn es Konkurrenz gibt. Denn das treibt die Weiterentwicklung an.

Kleine Anmerkung zum Schluss: Verwechselt bitte nicht DTS:X mit DTS Play-Fi. Während erstes ein objektbasiertes 3D-Tonformat mit Höheninformationen darstellt, ist letzteres ein Multiroom-Protokoll. Beide stammen von Xperi, haben aber im Grunde nichts miteinander gemeinsam.

Soundbars mit DTS:X

4K Fernseher mit DTS:X

AV-Receiver mit DTS:X

Transparenz: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Wenn ihr auf diese klickt, werdet ihr direkt zum jeweiligen Anbieter weitergeleitet. Falls ihr einen Kauf tätigt, bekommen wir eine geringe Provision. Für euch bleibt der Preis unverändert. Vielen Dank für eure Unterstützung!

DTS:X - Alles, was ihr über das 3D-Audioformat wissen müsst (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Edmund Hettinger DC

Last Updated:

Views: 5896

Rating: 4.8 / 5 (78 voted)

Reviews: 85% of readers found this page helpful

Author information

Name: Edmund Hettinger DC

Birthday: 1994-08-17

Address: 2033 Gerhold Pine, Port Jocelyn, VA 12101-5654

Phone: +8524399971620

Job: Central Manufacturing Supervisor

Hobby: Jogging, Metalworking, Tai chi, Shopping, Puzzles, Rock climbing, Crocheting

Introduction: My name is Edmund Hettinger DC, I am a adventurous, colorful, gifted, determined, precious, open, colorful person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.